42. Deutscher Sportärztekongress in Frankfurt
42nd German Congress of Sports Medicine in Frankfurt
Unter dem Motto „Sport – Medizin erleben“ findet vom 6.–8. Oktober 2011 der 42. Deutsche Sportärztekongress auf dem Campus Westend der Goethe Universität Frankfurt statt – die bedeutendste wissenschaftliche Veranstaltung der deutschsprachigen Sportmedizin. Dabei berichten und diskutieren Experten und Expertinnen aus den Bereichen Sportmedizin, Sport- und Gesundheitswissenschaften, Physiotherapie, Ökotrophologie sowie Trainerinnen und Trainer über die Neuigkeiten in Forschung, Klinik und Praxis. Neben den sportmedizinischen Aspekten des Leistungssports stehen die präventiven und therapeutischen Wirkungen von körperlicher Aktivität und Sport im Mittelpunkt.
Dem berühmtesten Frankfurter, Johann Wolfgang von Goethe, waren die Vorzüge körperlicher Aktivität schon im 18. Jahrhundert vertraut. 1785 schrieb er an seine Charlotte v. Stein: „Hufeland rät mir die Bewegung als die beste Arznei an“. Diese Aussage hat weiter Aktualität und wird noch an Bedeutung gewinnen.
Erkrankungen im Zusammenhang mit Bewegungsmangel stellen ein Gesundheitsproblem ersten Ranges dar – was zunehmend auch auf politischer Ebene erkannt wird. Die EU-Leitlinien für körperliche Aktivität – verabschiedet 2008 – geben Empfehlungen, wie Bewegungsförderung unter Berücksichtigung nationaler, kultureller, sozialer und finanzieller Gegebenheiten effektiver gestaltet werden kann. Einige Mitgliedsstaaten haben diese Leitlinien bereits zur Basis nationaler Strategien gemacht. Im Vertrag von Lissabon 2009 wurde zudem eine koordinierende und ergänzende Kompetenz der EU im Bereich Sport verankert.
Dass richtig dosierte Bewegung Medizin sein kann, ist einer der wichtigsten Erkenntnisse der Bewegungsforschung. Unter dem Motto Exercise is Medicine hat sich eine weltweite Bewegung entwickelt. Die Koordination der Aktivitäten in Europa übernimmt Prof. Dr. Jürgen Steinacker.
Bei den Initiativen der Integration von Bewegung in den medizinischen Alltag spielt die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention eine wichtige Rolle. Stellvertretend sei hier nur das neu platzierte Rezept auf Bewegung erwähnt.
Wir wissen heute: Regelmäßige Bewegung mindert das allgemeine Sterberisiko, das Risiko arteriosklerotisch bedingter HerzKreislauf-Erkrankungen, bestimmter Krebserkrankungen, muskuloskelettaler Gesundheitsstörungen, sturzassoziierter Frakturen und der Depression. Sport- und bewegungstherapeutische Maßnahmen machen rund die Hälfte aller therapeutischen Leistungen aus und sind die wichtigste Stütze der Rehabilitation.
Die Kenntnisse über die Zusammenhänge von Dosis und Wirkung sowie der Wirkmechanismen körperlicher Aktivitäten sind aber noch begrenzt. Die demographische Entwicklung stellt uns zudem vor die Herausforderung, Bewegungsinterventionen für multimorbide Patienten mit relativen Kontraindikationen individuell zu steuern. Auch auf dem Gebiet der Bewegungstherapie bei seltenen chronischen Erkrankungen, unter denen allein in Deutschland vier Millionen Menschen leiden, gibt es noch großen Forschungsbedarf. Nicht zuletzt wird die Sportmedizin ihre Stimme im öffentlichen Diskurs deutlicher hörbar machen müssen, um die Bedeutung verhaltens- und verhältnispräventiver Bewegungsförderung klar zu machen.
Der wachsende Beitrag der Sportmedizin bei der integrierten Versorgung von Spitzenathleten ist ebenso zentral wie unverzichtbar. Weder die tägliche Arbeit mit Athleten, Trainern, Verbänden und Stützpunkten, noch die Forschung wäre ohne die Zusammenarbeit mit angrenzenden Fachgebieten möglich.
Das interdisziplinäre Team der Frankfurter Sportmedizin befasst sich mit den Konsequenzen von Dosis-Wirkungs-Zusammenhängen zielgruppenspezifischer Bewegungsinterventionen, etwa bei onkologischen Patienten. Forschungen auf dem Gebiet des muskuloskelettalen Systems evaluieren präventive und therapeutische Interventionen und orthopädische Hilfsmittel. Präventive Bewegungsangebote für unterschiedliche Zielgruppen sind ein weiterer Arbeits- und Forschungsschwerpunkt. Die Erfahrungen aus der Betreuung von Breiten- und Hochleistungssportlern fließen in die Entwicklung standardisierter Messplätze zur erweiterten Diagnostik des Herz-Kreislauf- und Bewegungssystems ein. Wovon in der Abteilung alle profitieren, ist die ausgeprägte Vernetzung in Fachgremien des Sports, der Prävention und der Politik. Diese Interdisziplinarität spiegelt sich auch im Kongressprogramm wider.
Ausgearbeitet wurde es vom Wissenschaftsrat der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention unter der Leitung von Prof. Dr. Peter Bärtsch und einer Programmkommission, unterstützt durch viele Kolleginnen und Kollegen aus dem Raum Frankfurt – ein herzliches Dankeschön dafür.
Mein Dank gilt auch dem Präsidium der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention und seinem Präsidenten Prof. Dr. Herbert Löllgen für das Vertrauen. Gemeinsam mit der Eventorganisation comed GmbH sind wir stolz darauf, diesen Kongress ausrichten zu können. Willkommen in Frankfurt.