Entwicklung und Validierung eines Sprunggelenkarthrometers zur Bestimmung der mechanischen Sprunggelenkinstabilität
Validation of a Noninvasive Ankle Arthrometer to Determine the Mechnical Component of Ankle Instability
ZUSAMMENFASSUNG
Problemstellung: Valide und reliable Evaluationsinstrumente sind notwendig, um funktionelle und/oder mechanisch induzierte Kapselbandinstabilitäten zu identifizieren. Ziel der Arbeit war es, ein röntgenstrahlenfrei messendes Instrument (Sprunggelenkarthrometer) zur Erfassung der mechanischen Komponente zu entwickeln und zu validieren. Methoden: Für die Validierung am Leichenpräparat wurden 9 frische, anatomische Unterschenkel-/Fußpräparate im Sprunggelenk-arthrometer bei verschiedenen Zugkräften und Sprunggelenkeinstellungen sowie sukzessiver Instabilisierung der lateralen Bänder getestet. Zusätzlich wurden stressradiologische Aufnahmen im Scheuba-Apparat und Sprunggelenkarthrometer angefertigt und miteinander korreliert. Die in vivo Evaluation des Sprunggelenkarthrometers wurde an 23 Probanden vorgenommen. Die Probanden füllten den FAAM-G Fragebogen aus und wurden einer manuellen Stabilitätsdiagnostik unterzogen. Zur Prüfung der Reproduzierbarkeit wurden sie zweimal im Sprunggelenkarthrometer mit 150N und 200N getestet. Ergebnisse: Mechanisch stabile und mechanisch instabile Sprunggelenke konnten mit dem Sprunggelenkarthrometer sowohl bezüglich der Gesamtauslenkung (mm) als auch der Stiffness (N/mm) voneinander differenziert werden (p=0,012 und 0,003). Die stressradiologisch erhobenen Werte im Sprunggelenkarthrometer und Scheuba-Apparat korrelierten, wenn das Ligamentum fibulotalare anterius durchtrennt war (rho=0,71). In vivo konnten mechanisch stabile und instabile Sprunggelenke differenziert werden (p=0,000 und 0,012). Die Reliabilität war exzellent (ICC=0,80). Diskussion: Mechanische Sprunggelenkinstabilitäten können mit dem vorgestellten nicht invasiven und röntgenstrahlenfrei messenden Arthrometer zuverlässig diagnostiziert werden. Unter präventiven Aspekten könnten so Risikogruppen identifiziert werden. Der vorgestellte Sprunggelenkarthrometer ist ein geeignetes Messverfahren, um die mechanische Komponente der chronischen Kapselbandinstabilität zu evaluieren.
Schlüsselwörter: Sprunggelenk, chronische Kapselbandinstabilität, Mechanik, Arthrometer, Talusvorschub.
SUMMARY
Introduction: Appropriate valid and reliable evaluation instruments are necessary to identify functional and/or mechanically-induced capsular ligament instabilities of the ankle. The first goal of the present study was to develop a non-radiographic device to objectively test mechanical ankle instability and to validate the device in a cadaver and in vivo study. Methods: For cadaver validation, nine cadaver specimens were tested under different plantarflexion angles and load applications. Following sequential ligament dissection, anterior drawer displacement, stiffness and radiographic instability were analysed. For in vivo validation, 23 subjects completed the FAAM-G questionnaire and underwent manually-performed ankle stability testing. To test the reliability, the subjects underwent stability evaluation using the ankle arthrometer testing procedure twice up to 200N. Results: Stable and unstable ankles were differentiated by ankle arthrometer displacement and stiffness analyses (p=0.012 and 0.003). Standardized stress testing device and ankle arthrometer stress radiographic measurements correlated significantly only in the group with anterior talofibular ligament dissection (rho=0.71). For in vivo investigation, ankle arthrometer testing procedures were able to differentiate between the stable and unstable ankle groups (p=0.000 and 0.012). Test-retest demonstrated accurate reliability (ICC=0,80). Discussion: Non-invasive and non-radiographic measurement instruments are essential to avoid chronic ankle instability and to identify people with an increased risk for ankle instability. The presented ankle arthrometer is an appropriate tool to evaluate the mechanical component of chronic ankle instability.
Key Words: Ankle, instability, measurement, anterior drawer, test devise.
EINLEITUNG
Besonders unter therapeutischen Aspekten ist es notwendig, zwischen einer mechanischen und/oder funktionellen Sprunggelenkinstabilität zu differenzieren (11, 25). Zur Evaluation werden patientenorientierte Fragebögen ( funktionelle Instabilität) und/oder statische und dynamische Testverfahren eingesetzt, die qualitativ (manuelle Untersuchung, MRT) oder quantitativ (instrumentelle Untersuchung) zur Anwendung kommen (10, 11, 12, 15, 16, 18, 20, 27, 29, 30, 33). Zur Erfassung und Quantifizierung der mechanischen Sprunggelenkinstabilität werden standardisierte Stresstests eingesetzt (7, 17, 24, 25, 26). Der Talusvorschub dient dabei der Integritätsprüfung in der sagittalen Ebene und wird als adäquater klinischer Test zur Messung der anterolateralen, oberen Sprunggelenkinstabilität angegeben (4, 19, 26, 33). Einige Autoren sehen die manuelle Stabilitätsprüfung als effizient und als leicht einsetzbar an (7, 32), während andere sie aufgrund einer möglichen Untersucherabhängigkeit, möglicher unkontrollierter muskulärer Gegenspannung des Patienten und subjektiver Interpretierbarkeit ablehnen (8, 21) Die stressradiologische Instabilitätsdiagnostik ist weit verbreitet und erfolgt in dafür entwickelten Halteapparaturen. Sie dient der Quantifizierung sowie Objektivierung der klinischen Diagnose (3, 23, 26). Sowohl präventive, als auch wiederholte Untersuchungen im Verlauf sind aus Gründen des Strahlenschutzes nicht möglich. In den vergangenen 10 Jahren wurden deshalb diverse statisch und dynamisch messende Sprunggelenk Stabilitätstester konstruiert, die die mechanische Komponente der chronischen, lateralen Sprunggelenkinstabilität evaluieren sollen (4, 6, 15, 16, 18, 20, 30). Aufgrund fehlender Validität, Reliabilität oder Praktikabilität konnte sich jedoch keines der Testinstrumente in der Praxis bisher zum routinemäßigen Einsatz durchsetzen (29).Wir haben deshalb einen Arthrometer entwickelt und validiert, mit dem die mechanische Sprunggelenkinstabilität röntgenstrahlenfrei bestimmt werden soll.
METHODEN
Die Validierung des neu entwickelten Sprunggelenkarthrometers erfolgte zunächst im Leichenexperiment und sodann in vivo. Beide Teilstudien wurden bereits in internationalen peer Review Journalen veröffentlicht (28, 29).
Sprunggelenkarthrometer
Der Sprunggelenkarthrometer besteht im Prinzip aus zwei, durch einen Gleitmechanismus schubladenartig miteinander verbundenen Elementen. Der Schienbeinhalter kann dabei in vorkonfektionierten Stufen (0°, 15°, 30°) in plantarflektorischer Richtung des Sprunggelenkes justiert werden (durch eine Röntgenanalyse konnten wir bereits in einem Vorversuch herausfinden, dass die vorkonfektionierten Einstellungen am Sprunggelenkarthrometer anatomischen 10°, 25°, 40° entsprechenden).Die beiden Konstruktionsteile sind durch einen schlittenartigen Gleitmechanismus miteinander verbunden und ermöglichen so eine translatorische Bewegung des Fußes und der Sprunggelenke gegenüber dem Unterschenkel im Sinn eines Talusvorschubes. Die Krafteinleitung von 50- 200N erfolgt durch einem Hubzylinder (ME-Meßsysteme GmbH, Henningsdorf). Die relative Gesamtauslenkung (mm) des Schlittens bei Zugrichtung in anteriorer Richtung wird mit Hilfe eines Linearpotentiometers (Megatron GmbH, Putzbrunn) registriert. Zur weiteren Auswertung werden KraftWeg Kurven angefertigt, womit sich die Stiffness quantifizieren lässt (Abb. 1). Für die Validierung am Leichenpräparat wurde dafür die lineare Steigung im Bereich zwischen 25- 45N errechnet, für die in vivo Validierung der Bereich zwischen 40- 60N (28, 29).
Validierung am Leichenpräparat
Für die Validierung am Leichenpräparat wurden 11 unterhalb des Knies abgesetzte anatomische Präparate (Alter 89± 5 Jahre) untersucht. Zunächst wurden die anatomischen Präparate im Sprunggelenkarthrometer fixiert. Nach Krafteinleitung (Talusvorschub) wurde eine seitliche Röntgenaufnahme des Sprunggelenkes angefertigt. Zur Evaluierung einer geeigneten Zugkraft und Sprunggelenkeinstellung wurde die Untersuchung dann mit 50N, 100N, 150N und 200N sowie in 0°, 15° und 30° Plantarflexion (Einstellung des Sprunggelenkarthrometers) durchgeführt. Danach wurden das Ligamentum fibulotalare anterius, Ligamentum fibulocalcaneare und Ligamentum fibulotalare posterius sukzessive durchtrennt. Die Testreihe wurde nach jedem Präparationsschritt wiederholt. Zusätzlich wurde bei den intakten Präparaten und nach jedem Präparationsschritt eine stressradiologische Aufnahme im Scheuba-Apparat (Talusvorschub) angefertigt. Zur Beurteilung der Kriteriumsvalidität wurden die radiologisch ermittelten Talusvorschubwerte (Scheuba-Apparat und Sprunggelenkarthrometer) mit den durch den Sprunggelenkarthrometer erhobenen Instabilitätswerten (Gesamtauslenkung und errechnete Stiffness) verglichen. Die diagnostische Übereinstimmungsvalidität des Testverfahrens wurde zwischen den stressradiologischen Erhebungen im Sprunggelenkarthrometer und dem Scheuba-Apparat bestimmt.
In vivo Validierung
Die Studie wurde durch die Ethikkommision der Landesärztekammer Hessen (Aktenzeichen FF 98/2009) genehmigt. Die 23 Probanden (13 Frauen, 10 Männer, Mitarbeiter einer klinischen Einrichtung) hatten ein durchschnittliches Alter von 24±12 Jahren, eine Größe von 172±8cm und ein Gewicht von 69±16Kg.Zur Prüfung einer möglichen funktionellen Beteiligung füllten die Probanden zunächst einen patientenorientierten Sprunggelenkfragebogen aus (FAAM-G Fragebogen; 27). Danach wurden die Sprunggelenke durch eine manuelle Untersuchung (Talusvorschub und Taluskippung) als stabil oder instabil klassifiziert (HL). Die Testung im Sprunggelenkarthrometer erfolgte anschließend zweimal (Zugkraft =150N und 200N).
Statistik
Die Daten wurden mit dem Softwarepaket Microsoft Office Excel 2007, Labview 6.9 (National Instruments, Austin, TX), SPSS 15.0 (SPSS GmbH, München) und Origin 8.0 (OriginLab Corporation, Northampton, USA) ausgewertet. Mittels des Kolmogorov-Smirnov-Tests wurden alle Daten auf Normalverteilung geprüft und entsprechend der Ergebnisse parameterfreie oder parametrische Testverfahren angewandt.
Validierung am Leichenpräparat
Der Unterschied zwischen stabilen (n=9) und instabilen (n=27)Testbedingungen im Vergleich zu den Messwerten des Sprunggelenkarthrometers erfolgte mittels des Kruskall-Wallis Tests. Der Vergleich zu den Messwerten, die im Scheuba-Apparat generiert wurden, erfolgte mit der Spearmankorrelation. Die diagnostische Validität des Sprunggelenkarthrometers (im Vergleich zum Scheubaapparat) wurde mittels einer Vierfeldertafel (Sensitivität, Spezifität, negativer sowie positiver prädikter Wert) bestimmt.
In vivo Validierung
Der Unterschied zwischen der als mechanisch stabil und mechanisch instabil definierten Gruppe wurde mit dem ungepaarten T-Test errechnet. Die Reliabilität des Testverfahrens wurde mit dem Interklassenkorrelationskoeffizienten (ICC) geprüft. Die Pearsonkorrelation wurde eingesetzt, um den Zusammenhangsgrad zwischen den Ergebnissen des FAAM-G Fragebogens und der Stiffness zu bestimmen.
ERGEBNISSE
Validierung am Leichenpräparat
- Einstellung des Sprunggelenkarthrometers und Zugkraftbestimmung
Mit zunehmender Instabilisierung der Sprunggelenke (sukzessives Durchtrennen der Außenbänder) vergrößerte sich die im Sprunggelenkarthrometer gemessene Gesamtauslenkung (mm). Die deutlichste Differenzierung zwischen der stabilen Sprunggelenkgruppe (n=9) und der instabilen Sprunggelenkgruppe (n=21) war bei 0° Plantarflexion (Einstellung Sprunggelenkarthrometer) und 50N Zugkraft möglich (p=0,012). Bei 100N, 150N und 200N Zugkraft ergaben sich keine signifikanten Unterschiede (p=0,134 bis 0,411). Bei 15° und 30° Plantarflexion (Einstellung Sprunggelenkarthrometer) war es ebenfalls nicht möglich die beiden Sprunggelenkgruppen voneinander zu differenzieren (p=0,257 bis 0,770). Die Stiffness reduzierte sich durch zunehmende Instabilisierung, am deutlichsten bei 0° (Einstellung Sprunggelenkarthrometer) und 50N Zugkraft (p=0,003; Abb. 2). Aufgrund der Ergebnislage wurden die weitergehenden Analysen am Leichenpräparat nur für die SGAEinstellung von 0° Plantarflexion (Einstellung Sprunggelenkarthrometer) und 50N Zugkraftapplikation vorgenommen. - Radiologische Stresstestungen
Die radiologischen Stresstestungen im Scheuba-Apparat und Sprunggelenkarthrometer zeigten eine Zunahme des Talusvorschubes nach sukzessivem Durchtrennen der einzelnen Sprunggelenkbänder (median 6,0 bis 19mm; Tab. 1). - Diagnostische Validität
Die Auswertung der mit dem Sprunggelenkarthrometer generierten Werte (Stiffness und Gesamtauslenkung) sowie die radiologisch erhobenen Werte (Scheuba-Apparat und Sprunggelenkarthrometer) ergaben in der Leichenpräparate Testung eine Sensitivität von 81,5% bis 96,3% eine Spezifität von 44,4% bis 88,9%, positive prädikte Werte von 83,9 bis 95,7% und negativen prädikte Werte von 54,5 bis 80,0%. Die Ergebnisse der stressradiologischen Testungen im Sprunggelenkarthrometer und dem Scheuba-Apparat korrelierten hoch (rho=0,73 bis 0,94; p=0,000 bis 0,027). - Kriteriumsvalidität
Die mit dem Sprunggelenkarthrometer erfasste Gesamtauslenkung (mm) korrelierte nur für die Versuchsbedingung "Ligamentum fibulotalare anterius durchtrennt" mit den radiologisch erhobenen Werten des Sprunggelenkarthrometers (rho=0,71; p=0,033). Die Ergebnisse der Stiffnessanalyse korrelierten dagegen nicht mit den stressradiologisch erhobenen Instabilitätswerten am Sprunggelenkarthrometer (rho=- 0,55 bis 0,16; p=0,154- 0,977).
In vivo Validierung
- Sprunggelenkarthrometer
Die durch den manuellen Stabilitätstest eingeteilten Gruppen (mechanisch stabil und mechanisch instabil) konnten sowohl bei 150 N als auch 200 N Zugkraft signifikant durch die Stiffness voneinander differenziert werden (p<0,001 und 0,012; Tab. 2). - FAAM-G Fragebogen
Der FAAM-G Fragebogen wurde sowohl für den Alltagsaktivitätenteilbereich als auch für den Sportteilbereich von der als mechanisch instabil definierten Sprunggelenkgruppe niedriger beantwortet als von der mechanisch stabil definierten Sprunggelenkgruppe (p=0,046 und 0,029; Tab. 2). - Reliabilität
Die Reliabilität des Arthrometers bei Testwiederholung war ICC=0,80. - Zusammenhang zwischen Stiffness und FAAM-G Fragebogen
Zwischen der berechneten Stiffness und den FAAM-G Fragebogenteilbereichen war nur ein geringer bis mittlerer Zusammenhang erkennbar (r =0,43 und 0,54; p=0,01 und 0,04).
DISKUSSION
Der neu entwickelte, strahlenfrei messende und transportable Sprunggelenkarthrometer kann zwischen mechanisch stabilen und mechanisch instabilen Sprunggelenken zuverlässig differenzieren (28, 29). Eine hohe Zugkraft ist dabei nicht erforderlich. Darauf haben bereits Tohyama et al. (31) in einer Studie mit Leichenpräparaten hingewiesen.Die Tatsache, dass durch sukzessives Durchtrennen der OSG-Außenbänder sowohl in der radiologischen Auswertung, als auch in der Sprunggelenkarthrometer spezifischen Auswertung (Gesamtauslenkung und Stiffness) die Instabilität zunimmt, ist bereits durch mehrere Studien am Leichenpräparat gestützt (1, 8, 14, 22).
Die diagnostische Validität des Untersuchungsverfahrens am Leichenpräparat zeigt für die Sprunggelenkarthrometer spezifischen Auswertparameter Stiffness (N/mm) und Gesamtauslenkung (mm) eine hohe Sensitivität von über 90%. Diese Kennwerte liegen für die bisher in der Literatur beschriebenen, röntgenstrahlenfrei messenden Sprunggelenkarthrometer nicht vor (4, 5, 14, 16, 18, 30, 34). Für die im klinischen Alltag eingesetzten diagnostischen Verfahren zur Bestimmung der mechanischen Sprunggelenkinstabilität werden unterschiedliche Angaben gemacht. So wird für die kernspintomographische Untersuchung eine Sensitivität von 50- 74% und eine Spezifität von 100% angegeben (2). Mit Hilfe des Kernspintomographen kann jedoch nur die Morphologie und nicht die Funktion dargestellt werden. Ein weiterer Nachteil ist der hohe Kosten-, Zeit- und Untersuchungsaufwand, so dass sie auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht für den routinemäßigen Gebrauch geeignet scheint.
Mit der kostengünstigeren Sonographieuntersuchung kann eine dynamische Funktionsprüfung vorgenommen werden.
Für die klinische Validität der Sonographie, eine mechanische Kapselbandinstabilität zu identifizieren, wird eine Sensitivität von 85% und einer Spezifität von 90% angegeben (13). Die Schwierigkeit der dynamischen Funktionsprüfung unter Sonographiekontrolle liegt jedoch in der Reproduzierbarkeit (13).Für die klinische Testung wird eine Sensitivität von 84% und eine Spezifität mit 95% angegeben (32). Einige Autoren befürworten die klinische Testung aufgrund der leichten Einsetzbarkeit (7, 32), während andere sie aufgrund einer möglichen Untersucherabhängigkeit, möglicher muskulärer Gegenspannung des Patienten und subjektiver Interpretierbarkeit ablehnen (8, 21). Eine Quantifizierung (intervallskaliert) ist darüber hinaus nicht möglich, wohl aber eine Klassifizierung zwischen stabil und instabil.
Die stressradiologisch erhobenen Instabilitätswerte im Scheuba-Apparat korrelierten mit den radiologisch erhobenen Werten im Sprunggelenkarthrometer für alle Testoptionen hoch (rho=0,73 bis 0,94). Dieser Befund stützt Ergebnisse, die mit vergleichbaren Arthrometern bereits publiziert sind (4, 15).Der Vergleich zwischen den radiologisch erhobenen Instabilitätswerten und den Sprunggelenkarthrometervariablen Stiffness (N/mm) und Gesamtauslenkung (mm) fiel hingegen mit mittleren bis niedrigen Korrelationen ungünstig aus (rho=-0,55 bis 0,71). Im Gegensatz dazu konnte Spahn (30) eine hohe Korrelation zwischen den Ergebnissen stressradiologischer Aufnahmen im Scheuba-Apparat und den Ergebnissen eines manuellen „ankle meters“ nachweisen (r =0,91). Nachteilig scheint jedoch die untersucherabhängige Durchführung der Testung zu sein.
Generell wurden in bisherigen Publikationen zu in vivo Untersuchungen mit Sprunggelenktestern kaum Angaben über Steifigkeitsberechungen zur Quantifizierung der mechanischen Sprunggelenkinstabilität gemacht (28, 29). Die Ergebnisse unserer Versuche am Leichenpräparat und in vivo Studien zeigen, dass die mechanisch induzierte Sprunggelenkinstabilität mit einer niedrigeren Stiffness bei 40- 60N Zugkraft korreliert. Nach Videoanalyse der einzelnen Versuche ist es wahrscheinlich, dass das Gelenk bereits in einem niedrigen Belastungsbereich ausgelenkt ist (Abb. 2).
Im Gegensatz dazu fand eine amerikanische Forschergruppe (9), eine erhöhte Stiffness bei mechanisch instabilen Sprunggelenken im Vergleich zu einem unverletzten Kontrollkollektiv. Eine andere Studie zeigte höhere Stiffnesswerte bei chronisch instabilen Sprunggelenken im Vergleich zur einer Copergruppe. (Patienten, die schon mal ein Kapselbandverletzung erlitten hatten, jedoch keine Anzeichen einer chronischen Instabilität zeigten) und einer gesunden Kontrollgruppe (p=0,045). Die Unterschiede zwischen den getesteten Gruppen sind in dieser Untersuchung zwar signifikant, klinisch aber irrelevant (14,98N/mm±2,0N/mm bei den Coper, 14,95N/mm±2,04N/mm bei den chronisch instabilen Patienten und 14,01N/mm±2,6 bei der Kontrollgruppe) (34). Es ist darüber hinaus unklar, warum diese Werte um den Faktor 6- 7 höher liegen als die von uns gefundenen.
Mögliche Gründe für die Inkonsistenzen der Ergebnisse verschiedener Autoren könnten unterschiedliche Fallzahlen, Fußpositionierung in der Testungsapparatur, differenten Zugkräfte, Zuggeschwindigkeit und/oder Art der Zugkrafteinleitung sein, die allesamt direkte Auswirkungen auf die resultierende Sprunggelenkbewegung haben (6).
Der Zusammenhang zwischen dem mechanischen Evaluationsinstrument (Sprunggelenkarthrometer) und dem funktionellen Evaluationsinstrument (FAAM-G Fragebogen) war nur mäßig ausgeprägt (r =0,54 und 0,43; p=0,01 und 0,04). Mögliche Gründe hierfür können zum einen die Zusammensetzung der Testgruppe (Mitarbeiter einer klinischen Einrichtung ohne Leidensdruck bezüglich einer etwaigen mechanischen Sprunggelenkinstabilität) und zum anderen die kleine Fallzahl sein.
Die Reproduzierbarkeit unseres Sprunggelenkarthrometers in vivo war exzellent (ICC=0,80) und mit der Referenzliteratur vergleichbar (5, 6, 15).
Angaben zu finanziellen Interessen und Beziehungen, wie Patente, Honorare oder Unterstützung durch Firmen: Teile des Projektes (IIA-071502/08) wurden durch das Bundesinstitut für Sportwissenschaft gefördert.
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Dr. Tanja Nauck
Sportmedizinisches Institut Frankfurt am Main e.V.
Clinical Research Associate/Orthopädie
Otto-Fleck-Schneise 10
60528 Frankfurt am Main
E-Mail: nauck@smi-frankfurt.de