Einfluss eines langfristigen körperlichen Trainings auf Risikofaktoren von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei postmenopausalen Frauen
Long-term Exercise and the Risk of the Metabolic Syndrome in Postmenopausal Women
ZUSAMMENFASSUNG
Problemstellung: Der drastische Rückgang der Östradiolkonzentration während der (frühen) Menopause ist mit einer Vielzahl negativer Effekte u.a. auf das HerzKreislauf-(HK)-System assoziiert. Körperliches Training ist eine Option diese negativen Veränderungen günstig zu beeinflussen. Ob sich der positive Trend körperlichen Trainings auf HK-Risikofaktoren langfristig fortschreiben lässt, ist Gegenstand der vorliegenden Untersuchung. Methoden: Nach 12-jähriger Interventionsdauer wurden insgesamt 83 initial früh-postmenopausale Frauen (55±3 J.) in die Analyse eingeschlossen. Die Teilnehmerinnen der Trainingsgruppe (TG: n=40) führten ein intensives periodisiertes Training der Ausdauer und Kraft durch (2,1 TE/Woche über 49 Wochen/Jahr), die Teilnehmerinnen der Kontrollgruppe (KG: n=43) behielten ihr initiales Aktivitätsniveau über den Untersuchungszeitraum weitgehend bei. Die Anzahl von metabolischen Syndrom (MetS) Parametern/Person wurde als Endpunkt definiert. Ergebnisse: Die Anzahl an MetS-Parametern/Person stieg in der KG im Gegensatz zur TG signifikant an. Der Zwischengruppenunterschied zeigte sich als signifikant (p=0,022). Signifikant positive Effekte im Sinne von Zwischengruppenunterschieden mit günstigeren Veränderungen innerhalb der TG zeigten sich ebenfalls für den Taillenumfang (TG: 9,6±6,7% vs. KG: 13,8±6,4%), den diastolischen (TG: -3,2±8,7% vs. KG: 1,4%±7,3%) und systolischen Blutdruck (-2,9±7,9 vs. 5,8±7,3%), die Triglyzerid- (3,4±23,5% vs. 13,1±29,7%) und HDL-CKonzentration (12,0±13,3% vs. 2,9±17,5%). Keine signifikanten Zwischengruppenunterschiede wurden für die Nüchternglucose und die Veränderung der Prävalenz des MetS nachgewiesen. Diskussion: Die vorliegenden Ergebnisse belegen den positiven Langzeiteffekt eines konsequent angeleiteten und stetig angepassten Trainingsprogrammes auf das Metabolische Syndrom als „Risikofaktorencluster“ von Herz-Kreislaufereignissen bei postmenopausalen Frauen.
Schlüsselwörter: Körperliches Training, Metabolisches Syndrom, Menopause, Langzeiteffekt, Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
SUMMARY
Introduction: Hormonal depletion during menopause is strongly associated with negative effects on healthrelated factors, including cardiovascular diseases (CHD). Physical exercise positively impacts some of these negative changes; however the long-term effect of exercise on CHD risk factors during the menopausal transition has not yet been determined yet. Methods: After 12 years of intense periodized exercise training (EG: 2.1 sessions/week, 49 weeks/year) 40 initially early-postmenopausal women (55±3 y) and 43 inactive females of the control group (CG) were included in the analysis. Study endpoints were the number of criteria of the Metabolic Syndrome (MetS) and the changes of CHD parameters corresponding to the MetS. Results: The number of criteria of the MetS significantly increased in the CG (p=0.001) and slightly rose (p=0.152) in the EG. Corresponding between-group-differences were significant after 12 years (p=0.022). Although waist circumference significantly increased in both groups, betweengroup differences with more favorable changes in the EG were determined for waist circumference (EG: 9.6±6.7% vs. CG: 13.8±6.4%), diastolic (CG:-3.2±8.7% vs. EG: +1.4%±7.3%) and systolic blood pressure (-2.9±7.9 vs. +5.8 ± 7.3%), triglyceride- (3.4±23.5% vs. 13.1±29.7%) and HDL-C-levels (12.0±13.3 vs. 2.9±17.5%). No differences were determined for the prevalence of the MetS and resting glucose. Conclusion: This study clearly demonstrates the positive long-term effect of a consequentially supervised, intense exercise training program on the Metabolic Syndrome as a risk cluster for CHD events in postmenopausal women.
Key Words: Exercise, metabolic syndrome, menopause, long-term effects, cardiovascular disease.
EINLEITUNG
Der drastische Rückgang der Östradiolkonzentration während der ( frühen) Menopause ist mit einer Vielzahl negativer Effekte auf Gesundheit und Wohlbefinden verknüpft (1). Da die Hormonersatztherapie aus verschiedenen Gründen von vielen Frauen abgelehnt wird (2), stellt sich die Frage nach einem alternativen „Breitbandtherapeutikum“, das präventiv auch die vielfältigen negativen Effekte des Östradiolentzuges auf Parameter von Herzkreislauf- bzw. Stoffwechselerkrankungen (3, 4) günstig beeinflussen kann. Intensives körperliches Training scheint eine Option zu sein, die negativen Veränderungen der ( frühen) Menopause und insbesondere Risikofaktoren von Stoffwechsel- und Herzerkrankungen günstig zu beeinflussen (5- 7). Trotz dieses weitgehend nachgewiesenen Effektes auf das erhöhte menopausale HK-Risiko verbleiben jedoch viele offene Fragen in diesem Spannungsfeld. Neben der Thematik des (auch aus Teilnehmersicht) optimalen Trainingsprotokolls ist es das Anliegen der vorliegenden Untersuchung zu erfassen, ob bzw. wie lange sich der positive Trend körperlichen Trainings auf HK-Risikofaktoren fortschreiben lässt. Um eine multiple Testproblematik zu vermeiden, fassten wir die erhobenen Risikofaktoren gemäß der Definition der Internationalen Diabetes Federation (IDF; (8)) zum „metabolischen Syndrom“ (MetS) als validen Prädiktor kardiovaskulärer Ereignissen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall (9- 11) zusammen.
Unsere Hypothese lautet, dass nach 12 Jahren konsequent überwachtem Sportprogramm bei Frauen in der frühen Menopause eine signifikante Reduktion der Anzahl von Risikofaktoren des Metabolischen Syndroms gemäß IDF in der Trainingsgruppe verglichen mit der Kontrollgruppe vorliegt.
MATERIAL UND METHODE
Die Erlanger Fitness Osteoporose Präventions Studie (EFOPS) ist eine kontrollierte Langzeituntersuchung mit postmenopausalen Frauen. Primärer Endpunkt der vorliegenden Untersuchung war die Anzahl der Kriterien des Metabolischen Syndroms gemäß IDF. Die Untersuchung wurde von der Ethikkommission der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (Ethik Anträge 905, 4209) genehmigt. Alle Teilnehmerinnen gaben vor Beginn der Untersuchung ihre schriftliche Einwilligung. Das 12 Jahres „Follow-up“ der EFOPS-Studie ist unter www.clinicaltrials.gov, NCT01177761 registriert.
Stichprobe
Abb. 1. zeigt die Rekrutierungsstrategie und den „Verlauf“ der Untersuchung. Insgesamt 137 früh-postmenopausale (1- 8 Jahre post) Frauen mit Osteopenie gemäß WHO (-1 SD > BMD-TScore > -2,5 SD) wurden 1998 eingeschlossen. Ausschlusskriterien waren sekundäre Osteoporose, bekannte osteoporotische Frakturen, Einnahme von Medikamenten und Erkrankungen mit Wirkung auf den Knochenmetabolismus innerhalb der letzten zwei Jahre vor Studienstart, entzündliche Erkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie sehr geringe körperliche Leistungsfähigkeit (<75 Watt auf dem Fahrradergometer).
Insgesamt 86 Frauen entschieden sich für das unten aufgeführte Trainingsprogramm. 51 Frauen traten der nicht-trainierenden Kontrollgruppe bei, die angewiesen wurde, ihr Aktivitätsniveau konstant zu halten. Eine randomisierte Zuweisung fand somit nicht statt. Nach 12 Jahren Studiendauer erklärten sich die verbliebenen 59 Teilnehmerinnen der Trainingsgruppe und 48 Teilnehmerinnen der Kontrollgruppe bereit, an der Follow-up-Messung teilzunehmen. Insgesamt 13 Personen, die im Zeitraum nach der Eingangsmessung und während der letzten 12 Monate vor der Kontrollmessung eine Herz-Kreislauf-System Medikation erhielten, wurden per initialem Studienprotokoll ebenso wie 11 Teilnehmerinnen der TG mit Trainingsunterbrechungen von über 6 Monaten ausgeschlossen. Somit wurden insgesamt 40 Personen der TG und 43 Personen der KG in die Analyse eingeschlossen (Abb. 1). Tab. 1 zeigt Charakteristika dieser Kollektive für die Eingangsmessung. Weder ein Vergleich der Gruppen (TG vs. KG) noch der gruppeninterne Vergleich zwischen initialem und 12 Jahres Follow-up-Kollektiv zeigte signifikante Zwischengruppenunterschiede für basale Charakteristika (Tab. 1). Die Klassifizierung des Metabolisches Syndroms (MetS) sowie korrespondierende MetSParameter gemäß der Richtlinien der Internationalen Diabetes Federation werden mit ihrer Definition und den Einzelparameter des MetS in Tabelle 2 abgebildet.
Interventionsmaßnahme
Das Interventionsprogramm bestand aus einer durchgehenden Trainingsmaßnahme für die Trainingsgruppe sowie aus einer Kalzium- und Vit-D-Versorgung für das gesamte Untersuchungskollektiv. Für eine ausführliche sportwissenschaftliche Beschreibung des Trainingsprotokolls verweisen wir auf vorhergehende Publikationen (5, 12, 13).
Das Trainingsregime sah zwei gemeinsame Trainingseinheiten (60 min Dauer) und zwei Heimtrainingseinheiten (20- 25 min) pro Woche über 49 Wochen/Jahr vor. Häufigkeit und Vollständigkeit der Trainingsdurchführung wurde durchgehend erfasst.
Die gemeinsame Trainingseinheit wurde über den gesamten 12-jährigen Interventionszeitraum durchgehend von lizensierten Osteoporose-Übungsleitern überwacht und angeleitet. Die Teilnehmerzahl je Gruppe betrug 10- 15 Personen. Die Einheit gliederte sich in eine (1) Ausdauersequenz mit den Inhalten Laufen, kleine Spiele, Low/High-Impact-Aerobic bei 65- 85% HFmax über 20 min, (2) 4 mal 15 multidirektionale Sprünge sowie (3) je ein geräteabhängiges sowie ein geräteunabhängiges Krafttraining/Woche. Das Gerätetraining (Technogym, Gambettola, Italien) bestand grundsätzlich aus 13 Übungen für alle großen Muskelgruppen. Es erfolgte eine Trainingsperiodisierung im Sinne eines regelmäßigen Wechsels von 12-wöchigen periodisierten, hochintensiven Belastungsphasen (70- 92,5% 1RM) und 4- 6-wöchigen umfangs-/regenerationsorientierten Trainingsphasen. Derselbe Trainingsmodus erfolgte innerhalb der geräteunabhängigen Trainingseinheiten mit Handgeräten und Hanteln. Daneben erfolgten funktionsgymnastische und isometrische Trainingsformen (12- 15 Übungen mit 2- 4 Sätzen und 6- 10 sec Dauer bei maximaler isometrischer Anspannung) und Übungen mit elastischen Bändern (3- 4 Übungen, 2- 4 Sätze und 10- 20 Wdh. ebenfalls unter weitgehender Ausbelastung).
Die Heimtrainingseinheit bestand aus einem regelmäßig wechselnden Programm aus Seilspringen (4 mal 20 Wdh. mit 2 Hz.) sowie einem isometrischen Maximalkrafttraining (s.o.).
Messungen
Alle Messungen wurden bezogen auf das Messpersonal „verblindet“ durchgeführt, d.h. der Status der Teilnehmerin (TG vs. KG) war dem Testleiter nicht bekannt, entsprechende Nachfragen wurden unterbunden.
Anthropometrie
Körpergewicht und Körpergröße sowie Umfangs- und Längenwerte unterschiedlicher Körperregionen wurden über entsprechende Messungen an geeichten Geräten zu allen Messzeitpunkten ermittelt. Der Taillenumfang wurde an der schmalsten Stelle zwischen kaudaler Rippe und Hüftkamm erfasst. Der Körperfettgehalt wurde mittels Bioimpedanzmethode (Tanita BF 305, Tokio, Japan) ermittelt.
Blutparameter
HDL-Cholesterin, Triglyzeride und Blutzucker wurden mittels Testkits der Firma Olympus Diagnostica GmbH (Hamburg, Deutschland) analysiert. Die Analyse wurde im Zentrallabor der Medizinischen Klinik I der FAU Erlangen-Nürnberg durchgeführt. Die Blutentnahme erfolgte nüchtern jeweils zwischen 7:00 und 9:00 durch Venenpunktion in der Armbeuge.
Die Blutdruckmessung erfolgte jeweils zur selben Uhrzeit (±60 min) im nicht-nüchternen Zustand. Die Messungen wurden nach 5-minütigem Sitzen mittels eines automatischen Blutdruckmessgerätes (Bosco, Bosch, Jungingen, Deutschland) durchgeführt.
Fragebogen
Der Anamnese- und Kontrollfragebogen wurde mit den Teilnehmerinnen jeweils zum Blutentnahmetermin besprochen mit der Bitte, ihn zum Sporttest – etwa 2 Wochen später – ausgefüllt mitzubringen. Zum jeweiligen Messtermin wurde der Fragebogen mit den Teilnehmerinnen nochmals durchgesprochen und von den Untersuchern auf Unzulänglichkeiten geprüft, die dann unmittelbar mit den Teilnehmerinnen korrigiert werden konnten.
Statistische Analyse
Eine ausführliche Beschreibung der statistischen Verfahren liegt bereits vor (13), sodass hier auf exzessive Beschreibungen verzichtet wird.
Wir entschieden uns aufgrund einer höheren Transparenz gegen einen Gesamtindex bspw. auf der Basis von Z-Werten und fokussierten als Endpunkt die Anzahl der Kriterien/Person des Metabolischen Syndroms gemäß IDF (8).
Gemäß den initialen Vorgaben wurde eine „per Protokoll“ (s.o.) Analyse durchgeführt. Bei Vorliegen von Normalverteilung wurden Mittelwertsunterschiede innerhalb der Gruppen zwischen den beiden Zeitpunkten mittels abhängigen T-Tests sowie Zwischengruppenunterschiede mittels eines gemischten linearen Modells berechnet. Bei fehlender Normalverteilung wurde der WilcoxonRangsummentest bzw. der Mann-Whitney-Test verwendet. Ein Signifikanzniveau von p<0,05 wird als signifikant angesehen. Zur Berechnung von Effektstärken (ES) wurde der Test von Cohen verwendet (Effektstärke (ES) d≈0,2: „gering; d≈0,5 „moderat“; d≈0,8 „hoch“).
ERGEBNISSE
Abb. 1 zeigt die Teilnehmerentwicklung im „Verlaufs-Diagramm“. Von den 27 Aussteigern der Trainingsgruppe (Drop-out Rate: 31%) mussten 12 Teilnehmerinnen das Programm aus beruflichen Gründen/Veränderungen und fünf Personen aufgrund schwerwiegender Erkrankungen aufgeben. Vier Frauen verzogen und eine Teilnehmerin verstarb. 5 Personen nannten studienbezogene Gründe für ihren Ausstieg. Die Anwesenheitsrate über die 12 Jahre betrug ca. 72% für die gemeinsame und 36% für die Heimtrainingseinheit (2,1 TE/Woche/12 Jahre).
Bei Überprüfung der Covariablen nach 12 Jahren konnten keine Zwischengruppen-Unterschiede für Parameter (bspw. Ernährung, körperliche Aktivität) erfasst werden, die Einfluss auf unsere Ergebnisse ausüben konnten.
Abbildung 2 zeigt die Anzahl der Parameter des Metabolischen Syndroms (s.o.) je Person. Nach Adjustierung auf die basalen MetSDaten stieg dieser Parameter in der KG (von 1,12±1,05 auf 1,86±0,99 MetS-Parameter, p<0,001) im Gegensatz zur TG (von 1,30±1,18 auf 1,53±1,04 MetS-Parameter; p=0,152) signifikant an. Der Zwischengruppenunterschied zeigte sich als signifikant (p=0,022; ES: 0,53).
Die Prävalenz des Metabolischen Syndroms (MetS) gemäß IDF lag vor Studienbeginn bei 5 Personen in der Kontroll- (12%) und 7 Personen in der Trainingsgruppe (17%). Die Anzahl der Personen mit MetS zeigte nach 12 Jahren keine Änderung innerhalb der TG (4 Personen verloren den MetS-Status, 4 Personen kamen hinzu). In der Kontrollgruppe zeigte sich eine Verdoppelung der Prävalenz um 5 auf insgesamt 10 Personen. Der Zwischengruppenunterschied auf der Basis der Veränderung der Prävalenz war nicht signifikant (p=0,10).
Abbildung 3 und Tabelle 3 zeigen die Veränderung der Einzelparameter des MetS nach IDF. Der Taillenumfang als wesentliches Kriterium des MetS gemäß IDF stieg in beiden Gruppen hochsignifikant an (TG: 9,6±6,7% vs. KG: 13,8±6,4%; je p=0,001). Der Zwischengruppenunterschied zeigte sich angesichts der niedrigeren Zuwachsraten in der TG als signifikant (p=0,003). Korrespondierende Daten (Zwischengruppenunterschied p=0,025) zeigten sich für den Körperfettanteil (%) in der TG (2,4±12,0%, p=0,214) und der KG (9,3±15,2%, p=0,001).
Der diastolische Blutdruck veränderte sich in keiner Gruppe signifikant (TG: -2,7±7,6%, p=0,055 vs. KG: 1,9±7,3%, p=0,115). Im Gegensatz dazu zeigte der systolische Blutdruck einen signifikanten Anstieg innerhalb der KG (6,2±7,3%, p=0,001) und eine signifikante Reduktion (-2,6±7,2%; p=0,030) in der TG. Der Zwischengruppenunterschied war für beide Blutdruckparameter signifikant (diastolischer RR: p=0,012; systolischer RR: p=0,001).Keine signifikanten Veränderungen zeigte die Nüchternglucose (TG: -2,2±7,9%, p=0,061 vs. KG: 0,7±8,4%, p=0,634; Zwischengruppenunterschied: p=0,113)
Die Triglyzeridkonzentration stieg in der Kontrollgruppe signifikant (10,6±22,7%; p=0,006) und in der TG leicht (0,4±23,5%; p=0,902) an. Der Unterschied zwischen den Gruppen zeigte sich statistisch grenzwertig signifikant (p=0,046).
Eine signifikante Erhöhung der HDL-C-Konzentration wurde innerhalb der TG erfasst (11,1±12,0%, p=0,001), während der korrespondierende Anstieg in der KG (1,3±15,5%, p=0,545) statistisch wenig bedeutsam blieb. Der Unterschied zwischen den Gruppen war statistisch hochsignifikant (p=0,001). Kein Kriterium des metabolischen Syndroms, aber relevant für die Interpretation der Veränderung der Lipoproteine, ist der Faktor Gesamtcholesterin/HDL-C. Basal lag dieser Faktor bei 3,81±0,76 in der TG und bei 3,41±0,73 in der KG. Der Quotient veränderte sich in der TG signifikant positiv (3,60±0,76; p=0,004) und in der KG signifikant negativ (3,63±0,76; p=0,023). Der Unterschied zwischen den Gruppen war mit p=0,001 hochsignifikant.
DISKUSSION
Die vorliegende Untersuchung belegt den positiven Langzeiteffekt eines konsequent angeleiteten und stetig angepassten Trainingsprogrammes auf das Metabolische Syndrom als „Risikofaktorencluster“ von Herz-Kreislaufereignissen (9- 11) bei postmenopausalen Frauen. Das ein ausreichend intensives und regelmäßig durchgeführtes körperliches Training positiven Einfluss auf das Herz-Kreis-Lauf-System ausübt, ist sicherlich keine neue Beobachtung. Eine Vielzahl von Untersuchungen erfassen ebenfalls (vergleichbar güns-tige) Effekte eines Ausdauer- und/oder Krafttrainings u.a. auf das metabolische Syndrom (u. a. (14- 21)) oder einzelne seiner Kriterien (22, 23). Allerdings konnte keine kontrollierte Untersuchung gefunden werden, die auch nur annähernd so lange wie die vorliegende Untersuchung ein konsequent angeleitetes, überwachtes und progressiv angepasstes Trainingsprogramm durchführt. Ebenfalls nicht banal ist der Umstand, dass initial früh-postmenopausale Frauen eingeschlossen wurden, eine Lebensphase in der auch ein optimiertes körperliches Training nicht zwangsläufig positive Effekte auf HK-Risikofaktoren zeigt (24). Somit ergänzt die vorliegende Untersuchung das bestehende Wissen in diesem Bereich um den hochrelevanten Faktor des überdauernden Effektes körperlichen Trainings bei Frauen in einer „kritischen“ Lebensphase.
Vergleicht man unser Ergebnis mit anderen Studien, die nach (3- 18 monatiger) Trainingsintervention ebenfalls die Anzahl der Risikofaktoren des MetS fokussiert haben, so befindet sich die vorliegende Untersuchung im Bereich erfolgreicher Studien (u.a. (15, 17, 21)). Dabei sollte berücksichtigt werden, dass zu Studienbeginn die Prävalenz des Metabolischen Syndroms mit ca. 15% deutlich niedriger als in den vorgenannten Untersuchungen (34- 100%) war. Auch eine übergreifende Betrachtung zeigt, dass die Prävalenzrate des EFOPS-Kollektivs deutlich unter der für die IDF Definition genannten Rate von 20- 35% für vergleichbare Frauenkollektive (25- 27) lag, sodass „wenig Raum“ für positive Veränderungen innerhalb der TG bestand.
Neben der regelmäßigen und nachhaltigen Durchführung sind die vglw. hohe Reizintensität, die Kombination aus Ausdauer- und Krafttraining, die progressive Belastungsanpassung sowie das perio-disierte Trainingsprotokoll zentrale Merkmale des EFOPS-Konzeptes. In diesem Kontext scheint neben den Belastungsinhalten (18, 28) das Belastungsnormativ „Reizhöhe“ gemäß unterschiedlicher Autoren (15, 21, 29) von zentraler Bedeutung für die Generierung günstiger Effekte auf das MetS zu sein. Bei Vergleich von geringer/moderater vs. hoher Reizintensität zeigt bei ähnlichem Umfang der Belastung (min/Woche) die intensitätsorientierte Variante eine deutlichere Reduktion von Risikofaktoren des MetS (15, 21, 29), allerdings ohne einheitliche Tendenz, welche Einzelparameter besonders profitieren (30).
Unabhängig von Körpergewicht und BMI steht eine Erhöhung des Taillenumfangs als valider Marker der abdominalen Adipositas (31, 32) mit einer Erhöhung des Risikos für HK-Erkrankungen in Verbindung (33). Interessanterweise zeigte sich die insbesondere für die ersten ( früh-)postmenopausalen Jahre beschriebene (34, 35) abdominale Fettakkumulation während der ersten 4- 5 Studienjahre unserer Untersuchung nicht (6). Auffallend ist weiterhin, dass die im weiteren Studienverlauf hochsignifikante Zunahme des Taillenumfanges um ca. 10% in der TG bzw. 14% in der KG bei der Trainingsgruppe nicht mit negativen Effekten auf andere HK-Risikofaktoren korreliert (36). Inwieweit aber die Messung des Taillenumfanges trainingsinduzierte longitudinale Veränderungen des relevanten Risikofaktors „abdominalen viszeralen Körperfetts“ (VAT) reflektiert, ist noch zu diskutieren. So bestätigen Janiszewski et al. (37) zwar grundsätzlich die Validität der Taillenumfangs-Messung zur Erfassung des VAT und weisen auf weitgehend parallele Veränderung beider Parameter zumindest nach Energierestriktion hin (38), allerdings zeigt die Literaturübersicht von Kay (31) keine wesentliche Übereinstimmung von Veränderungen des VAT und Auslenkungen des Taillenumfanges nach körperlichem Training.
Neben der klinischen Relevanz zeichnet sich die Studie durch etliche Stärken aus, allerdings müssen auch einige Limitationen eingeräumt werden: a) Neben der per Protokoll Analyse, die wir aufgrund des initialen Studienprotokolls durchführen mussten und die im Gegensatz zu einer „Intention to Treat“ Analyse die Ergebnisse möglichweise im Sinne eines „Selection Bias“ beeinflusst hat, ist die fehlende randomisierte Zuweisung der Teilnehmer eine klare methodische Limitation. Welchen verzerrenden Effekt ein korrespondierender motivations-induzierter „BIAS“ nach 12 Jahren Studiendauer tatsächlich aufweist, ist fraglich. Bezogen auf die Knochendichte (als zentraler Endpunkt der EFOPS-Studie) zeigen bspw. unterschiedliche Meta-Analysen bei Vergleich von randomisierten vs. nicht-randomisierten Trainingsstudien sowohl deutlich günstigere Daten für die nicht randomisierten (39) wie auch für die randomisierten Studientypen (40). Wie auch immer, die Vorgehensweise der freien Entscheidung für TG oder KG war sicherlich ein Erfolgsschlüssel für die vergleichsweise niedrige Aussteiger- und die sehr gute Anwesenheitsrate während der 12-jährigen Intervention und vermittelt ein realistisches Bild bezüglich der Langzeitbindung motivierter älterer Teilnehmer an Sportprogramme. b) Trotz unserer Bemühungen muss angemerkt werden, dass möglicherweise nicht alle beeinflussenden Covariate mit Effekt auf den vorliegenden Endpunkt über den Interventionszeitraum exakt kontrolliert und perfekt stabil gehalten werden konnten. c) Obgleich nur hypothetisch, wäre es möglich, dass die langjährige Supplementierung beider Gruppen mit der anabolen Substanz Vitamin-D durch einen synergistischen/additiven Effekt mit körperlichem Training zu günstigeren Effekten innerhalb der Trainingsgruppe geführt hat (41).
Neben diesen Limitationen weist die Untersuchung auch eine Vielzahl von Stärken auf: a) Bedingt durch die sehr lange Untersuchungs- bzw. Interventionsdauer konnten mehr „Patientenjahre“ und somit eine höhere „statistische Power“ als in den derzeit vorliegenden Untersuchungen generiert werden. b) Die Untersuchung schloss ein relativ homogenes Kollektiv von osteopenischen Frauen in der frühen Postmenopause ein. c) Covariate mit Einfluss auf unsere Endpunkte (s.o.) wurden strikt und z.T. sehr aufwändig kontrolliert und berücksichtigt („Ausschluss per Protokoll“, s.o.). d) Die niedrige Drop-out- und vergleichsweise hohe Anwesenheitsrate des gemeinsamen Trainings (42) deutet die hohe Attraktivität des Trainingsprotokolls an. Dies erscheint neben der Effektivität des Programmes als Schlüsselfaktor für eine landesweite, erfolgreiche Implementierung des Konzeptes.
Die vorliegende Untersuchung belegt, dass ein regelmäßig durchgeführtes, intensives körperliches Training durchaus als Option zur nachhaltigen positiven Beeinflussung von Herz-Kreislauf- sowie Frakturparametern und körperlicher Fitness (13) zumindest oder insbesondere für Frauen im Klimakterium anzusehen ist. Um die Evidenz dieser Aussage zu erhöhen, sollten künftige Untersuchungen verstärkt definitive gesundheitliche Zielgrößen des höheren Lebensalters wie Herz-Kreislauf-Ereignisse, Frakturen oder die Selbständigkeit als primäre Endpunkte fokussieren.
Danksagung
Für die Unterstützung der Erhebung der 12 Jahres-Daten möchten wir uns ganz herzlich bei der Staedtler-Stiftung, Nürnberg bedanken. Keiner der Autoren hatte einen Interessenkonflikt
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Prof. Dr. Wolfgang Kemmler
Institut für Medizinische Physik
Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg
Henkestrasse 91
91052 Erlangen
E-Mail: wolfgang.kemmler@imp.uni-erlangen.de