Bestimmung der individuellen anaeroben Schwelle mittels der Herzfrequenzvariabilität in Abhängigkeit von der sympathoadrenergen Aktivität
Assessment of the Individual Anaerobic Threshold from Heart Rate Variability in
Interdependency to the Activity of the Sympathetic Activation
ZUSAMMENFASSUNG
Ziel der Studie war es zu überprüfen, ob sich mittels der Herzfrequenzvariabilität (HRV) die individuelle anaerobe Schwelle (IAS) bestimmen lässt und ob sich Gemeinsamkeiten der HRV und der sympathoadrenergen Aktivität im Rahmen einer stufenförmig ansteigenden Belastung aufzeigen lassen. Methoden: Dazu wurde bei 10 weiblichen und 10 männlichen gesunden sportlichen Personen (Frauen: 26,7±2,3 Jahre; 170,8±6,3cm; 63,6±6,8kg; VO2max 46,2±5,1ml/min/kgKG; Männer: 27,7±5,3 Jahre; 183,5±4,1cm; 81,0±6,9kg; VO2max 50,0±2,9ml/min/kgKG) ein fahrradergometrischer Stufentest mit anschließender Durchführung mehrerer Dauertests zur Bestimmung der IAS bei gleichzeitiger Detektion der HRV und der sympathoadrenergen Aktivität über die Bestimmung der Blutkonzentration von Adrenalin und Noradrenalin durchgeführt. Ergebnisse: In der Darstellung von Bland Altman Plots zeigte sich eine hohe Übereinstimmung der IAS und den nichtlinearen Parametern der HRV. Die deutlichste Übereinstimmung zeigten die Parameter SD1 und SD2. Darüber hinaus konnte ein Zusammenhang von nichtlinearen Parametern der HRV, der Laktatkonzentration und der Blutkonzentration von Adrenalin und Noradrenalin aufgezeigt werden. Diskussion: Diese Ergebnisse belegen, dass sich mit nichtlinearen Parametern der HRV die IAS sehr zuverlässig bestimmen lässt und dass eine Aussage über den Aktivitätszustand des sympthoadrenergen Systems im Rahmen einer sportlichen Aktivität durch die HRV getroffen werden kann.
Schlüsselwörter: Poincaré Plot, Trainingssteuerung, autonomes Nervensystem, nichtlineare Herzfrequenzvariabilität.
SUMMARY
The purpose of this study was to evaluate whether changes in heart rate variability (HRV) can be used to determine the individual anaerobic threshold (IAT). Furthermore, the correlation between the HRV and the sympathetic activation during an incremental exercise test was investigated. Ten female and ten male healthy, sports-active persons (females: 26.7±2.3 years; 170.8±6.3cm; 63.6±6.8kg; VO2-max 46.2±5.1ml/min/kgBW; males: 27.7±5.3 years; 183.5±4.1cm; 81.0±6.9kg; VO2max 50.0±2.9ml/min/kgBW) performed a ramp load cycle ergometric exercise to determine the IAT. Methods: HRV was recorded and the activity of the autonomic nervous system was evaluated by measuring venous blood concentrations of ephedrine and norepinephrine during the test. The IAT was validated in a 30-min steady state cycling exercise test according to the model of Heck. Results: The main results are as follows. Bland Altman Plots show a high concordance between the IAT and the HRV threshold (measured with nonlinear parameters).The most significant concordance was determined regarding SD1 and SD2. Additionally, a coherency between the nonlinear parameters of HRV and the ephedrine and norepinephrine blood concentrations could be seen. Discussion: These results suggest that the IAT can be assessed by nonlinear HRV parameters and thus can be used as an indicator of the activity of the sympathetic nervous system during sports exercises.
Key Words: Performance testing, nonlinear heart rate variability analysis, autonomic nervous system.
EINLEITUNG
Eine wichtige Aufgabe der Sportmedizin und Trainingswissenschaft ist die Bestimmung der körperlichen Leistungsfähigkeit eines Menschen sowie die Ermittlung optimaler individueller Belastungsintensitäten zur Verbesserung der allgemeinen Leistungsfähigkeit. Dafür werden verschiedene physiologische Parameter (Herzfrequenz, Sauerstoffaufnahme, Kohlendioxidabgabe, Blutlaktatkonzentration) im Rahmen von bestimmten körperlichen Belastungen ermittelt, wobei die Zusammenhänge dieser Parameter teilweise noch unklar sind (14). Neben diesen Parametern wird die sympathoadrenerge Aktivierung als entscheidende leistungsphysiologische Stellgröße angesehen (33). Darüber hinaus ist in den letzen Jahren das Verhalten der Herzfrequenzvariabilität (HRV) in Ruhe sowie im Rahmen von körperlichen Belastungen immer mehr in den Mittelpunkt gerückt (3). Mit der nicht invasiven HRV Messung kann der Aktivitätszustand des vegetativen Nervensystems angezeigt werden. Während Abhängigkeiten und Wechselwirkungen der HRV von wichtigen physiologischen Funktionsparametern wie der Atmung und Herzfrequenz nachgewiesen werden konnten (4, 10) sind Zusammenhänge mit der Laktatkinetik unklar. Für das Laktat- und Katecholaminverhalten im Rahmen sportlicher Belastungen konnten hohe Korrelationen aufgezeigt werden (9, 13), nicht eindeutig ist jedoch, ob bzw. in welchem kausalen Zusammenhang die Laktatbildung und Katecholaminkonzentration im Blut stehen (23).
Zielsetzung
In dieser Untersuchung werden daher im Rahmen einer stufenförmig ansteigenden Belastung die HRV sowie die Laktat- und Katecholaminkinetik gemeinsam untersucht. Es soll zum einen geklärt werden, ob sich mittels der HRV die individuelle anaerobe Schwelle (IAS) (hier anhand des maximales Laktat Steady States (MLSS) untersucht) ermitteln lässt und zum anderen, ob sich Beziehungen zwischen der HRV und der sympathoadrenergen Aktivität aufzeigen lassen.
MATERIAL UND METHODEN
Versuchspersonen
Es wurden 10 männliche und 10 weibliche gesunde, sportlich aktive Personen untersucht (Frauen: 26,7±2,3 Jahre; 170,8±6,3 cm; 63,6±6,8kg; VO2max 46,2±5,1ml/min/kgKG; Männer: 27,7±5,3Jahre; 183,5±4,1cm; 81,0±6,9kg; VO2max 50,0±2,9ml/min/kgKG). Die Studie wurde nach den Richtlinien der Ethikkommission der Universität Hamburg durchgeführt.
Versuchsablauf
Die Probanden wurden angehalten, 24 Stunden vor dem Test kein Training zu absolvieren und keine koffeinhaltigen Getränke zu sich zu nehmen. Im Rahmen der Erstuntersuchung wurde ein Stufentest (50Watt Einstieg, Steigung 17Watt/min, Stufenlänge 3min) mit einem drehzahlunabhängigen, elektromagnetisch gebremsten Fahrradergometer (Lode Excalibur Sport 1000W, Lode Medical Technology, Groningen, Niederlande) durchgeführt. Innerhalb von zwei Wochen folgten Dauertests zur Festlegung der IAS bzw. des MLSS nach dem Protokoll von Heck (17), wobei die Ausgangsschwelle nach dem Konzept von Stegmann bestimmt wurde (22).
BESTIMMUNG DER BLUTPARAMETER
Laktat
Zu Beginn des Testes und am Ende jeder Belastungsstufe wurde aus dem Ohrläppchen kapilläres Blut entnommen (25µl) und nach dem Testende automatisch enzymatisch-amperometrisch analysiert (Ebio Plus, Eppendorf, Diosen C Line EKF-Diagnostik).
Katecholamine
Das Blut zur Bestimmung von Adrenalin und Noradrenalin wurde aus einer Venenverweilkanüle aus einer Kubitalvene abgenommen und mittels eines Hochleistungsflüssigkeitschromatographen (High Performance liquid Chromatography-HPLC, Komplettkits Recipe ClinRep®) analysiert.
EKG, RR-Intervalle und Herzfrequenz
Die Herzfrequenz und die HRV wurden aus einem 12-Kanal EKG (vicardio, getemed, Teltow, sample rate: 1000Hz) der letzten zwei Minuten jeder Belastungsstufe bestimmt. Dabei wurden die QRS-Komplexe automatisch detektiert (20). Der Rohdatensatz der RR-Intervalle wurde durch visuelle Kontrolle und einer Filterung mit einem digitalen Butterworth-Tiefpassfilters 5. Ordnung von 8Hz von Artefakten bereinigt und in eine eigens für die Studie entwickelte Software (vicardio) für die Weiterverarbeitung exportiert. Dabei wurden nur RR- Intervalle gewertet, die sich um weniger als 75% von dem darauf folgenden oder vorhergehenden RR-Intervall unterschieden (8, 19, 28).
Auswertung HRV
Zur Auswertung der HRV können zeitbasierte, frequenzbasierte und nichtlineare Analysemethoden verwendet werden (25). Die zeit- und frequenzbasierten Analysemethoden erfordern dabei eine Signalstationarität, welche im Rahmen einer stufenförmig ansteigenden Belastung nicht gegeben ist (5, 29). Nichtlineare Analysemethoden, wie die Auswertung mit Hilfe des Poincaré Plot (PCP), benötigen hingegen keine Signalstationarität und bieten sich somit als adäquate Methodik im Rahmen einer körperlichen Belastung zur HRV-Analyse an (27). Bei der Erstellung des PCP wird jedes RR Intervall als Funktion des vorherigen RR Intervalls aufgetragen. So entsteht ein zweidimensionales Streudiagramm anhand dessen die Ausprägung der HRV visuell beurteilt werden kann.Zur weiteren Auswertung des PCP wird um die entstandene Punktewolke eine Ellipse gebildet, die das 95% Konfidenzintervall darstellt. Anhand des Abstands der Punkte zum Quer- und Längsdurchmesser dieser Ellipse können im Rahmen einer quantitativen Auswertung weitere HRV-Parameter ermittelt werden. Diese werden als SD1(Standardabweichung der Punkte zum Längsdurchmesser), SD2 (Standardabweichung der Punkte zum Querdurchmesser) und SD1/SD2 bezeichnet (25, 29).
SD1 beschreibt die kurzfristige Änderung der HRV und unterliegt eher der vagalen Kontrolle des vegetativen Nervensystems (15, 27). Der Parameter SD2 beschreibt die langfristigen Änderungen und wird sowohl sympathisch wie auch parasympathisch beeinflusst (29). Der Quotient SD1/SD2 kann somit das Verhältnis von sympathischer und parasympathischer Aktivität widerspiegeln. Aus dem Tachogramm wurde außerdem die Standardabweichung aller RR-Intervalle (SDNN) als Indikator für die Gesamtvariabilität berechnet (19).
Die EKG Aufzeichnungen aus den letzten zwei Minuten jeder Belastungsstufe wurden in Intervalle von je 50 RR-Abständen unterteilt, um eine in Bezug auf die Anzahl der Herzschläge identische Auswertung für jede Belastungsintensität zu gewährleisten und kurzfristige Änderungen der HRV gut analysieren zu können. Die HRV wurde aus den gleitenden Mittelwerten mit jedem der oben beschriebenen Parameter bestimmt.
Aus den so berechneten Einzelwerten wurde für jeden Parameter für jede Stufe ein Graph erstellt. Zur Bestimmung der Schwelle wurden die Intensitätsbereiche zwischen 50% und 80% der maximalen Leistung auf charakteristische Kurvenverläufe hin analysiert, weil in diesem Bereich die IAS angenommen werden kann (19). Für den Parameter SD1 wurde daraufhin das absolute Minimum der Kurve bestimmt, für die Parameter SD2 und SDNN wurde der Eintritt in eine Plateauphase, für SD1/SD2 der erste deutliche Kurvenanstieg als Übertritt der IAS angesehen. Nach diesen Kriterien wurde die jeweilige Schwellenleistung bestimmt.
Statistik
Die Auswertung der Daten wurde mit dem Programm SPSS® (Version 16.0) durchgeführt. Die Daten wurden mit Hilfe des Kolmogorov-Smirnov-Tests auf Normalverteilung überprüft.
Zusammenhänge der einzelnen HRV-Parameter sowie der Katecholaminkonzentrationen im Blut wurden durch Korrelationsanalysen untersucht. Bei Vorliegen einer Normalverteilung wurde die Produkt-Moment-Korrelation nach Pearson genutzt, bei nicht normalverteilten Werten erfolgte die Überprüfung mit dem Rangkoeffizienten nach Spearman. Die Übereinstimmung der mittels der HRV-Parameter bestimmten IAS und der mit Hilfe der Dauertests validierten IAS wurden in gleicher Weise überprüft. Zusätzlich erfolgte die Überprüfung der Differenz zwischen den beiden Schwellen mit Bland Altman Plots. Für die Irrtumswahrscheinlichkeit wurde das Niveau Alpha <5% (p<0,05) festgesetzt.
ERGEBNISSE
Die Kurvenverläufe der HRV-Parameter SD1, SD2, SD1/SD2 und SDNN sind Abbildung 1 zu entnehmen. In der Korrelationsanalyse (Korrelationskoeffizient nach Spearman p<0,05) der einzelnen Blut- und HRV-Parameter im Verlauf des Stufentests zeigen sich niedrige bis mittlere, aber signifikante Zusammenhänge der HRV Parameter und der Adrenalinkonzentration (ADR) und Noradrenalinkonzentration (NAD) (NAD/SDNN -,336; NAD/SD1 -,486; NAD/SD2 -,490) sowie mittlere bis hohe signifikante Zusammenhänge der Laktatkonzentration (LAK) und Katecholaminkonzentrationen (NAD/LAK ,749; ADR/LAK ,590).
Die Korrelationsanalysen der Wattleistungen im Bereich der IAS und der aus den HRV Parametern ermittelten Wattleistungen der IAS zeigen alle hohe signifikante Zusammenhänge (Tabelle 1). Aus den Bland Altman Plots wird ersichtlich, dass die mittlere Differenz zwischen 0,4 und 5,2Watt liegt und die Übereinstimmungsgrenzen im Bereich von ±45Watt liegen. Es wird ebenfalls deutlich, dass die Streuung der Werte für keine der HRV-Schwellen von der Höhe der Schwellenleistung abhängig ist (Abbildungen 2 und 3).
DISKUSSION
Im Rahmen dieser Studie wurden unseres Wissens erstmalig spezifische Parameter der HRV sowie die Blutlaktatkonzentration und der Aktivitätszustand des sympathischen Nervensystems zeitgleich im Rahmen einer stufenförmig ansteigenden Belastung gemessen. Ziel war es zu überprüfen, ob mittels der HRV eine Bestimmung der IAS möglich ist, und ob sich Gemeinsamkeiten zwischen der HRV, der Laktatkinetik und dem sympathoadrenergen Aktivitätszustand auch bei körperlicher Aktivität aufzeigen lassen. Auf eine Bestimmung der Ventilatorischen Schwelle wurde verzichtet, da in dieser Arbeit vorrangig die Übereinstimmung der HRV Schwellen mit validierten IAS überprüft werden sollte. Das Problem der uneinheitlichen Schwellenbestimmung und Nomenklatur zur aeroben bzw. anaeroben Schwelle (14) sollte hier umgangen werden, indem klar Bezug auf durch Dauertests validierten IAS bzw. MLSS genommen wurde.In Übereinstimmung mit anderen Studien konnten charakteristische Kurvenverläufe sowohl für die einzelnen HRV Parameter (2, 19) als auch für die Laktat- und Katecholaminkonzentrationen (9, 13) aufgezeigt werden (Abb. 1). In den Korrelationsanalysen wurden geringe bis mittlere signifikante Zusammenhänge zwischen der Laktat- und Katecholaminkonzentration sowie den einzelnen HRV Parametern ermittelt.
Zu Beginn einer körperlichen Belastung kommt es zunächst zu einer Reduktion des Vagustonus (18). Dies wird durch die stetige Abnahme des Parameters SD1 bis zum Erreichen eines Minimums und dem Nichtansteigender Katecholaminkonzentration in dieser Studie bestätigt und steht in Übereinstimmung mit den Ergebnissen anderer Untersuchungen (1, 7, 29, 31). Weitere Forschungsgruppen stellten die Reduktion des Vagustonus durch die Abnahme des High Frequenz (HF) Spektrums dar, welches eng mit dem Parameter SD1 korreliert (4) und damit im Einklang mit der vorliegenden Studie steht. Der Parameter SD2 zeigt ebenfalls eine stetige Abnahme bis zum Erreichen der IAS. Andere Studien konnten zeigen, dass SDNN sowie SD2 auch vagal beeinflusst sind und in Belastungstests eine Abnahme dieser Parameter mit der starken Abnahme des Vagustonus zu erklären sein könnte (12, 19).
Der Quotient aus SD1 und SD2 fällt zunächst analog zu den Parametern SD1 und SD2 stetig ab, um dann im Bereich der IAS bei gleichzeitiger Erhöhung der Katecholaminkonzentration wieder deutlich anzusteigen. Dieses Verhalten der HRV konnte auch in der Arbeit von Tulppo et al. gezeigt werden (29), der jedoch die HRV im Bereich der ventilatorischen Schwelle überprüfte und keine Schwellenbestimmung an Hand der HRV vornahm. In der frequenzbasierten Analyse wird der Anstieg des Quotienten LF/HF (3) als Zeichen für eine vermehrte sympathische Aktivität angesehen (32). Auffällig zeigt sich die niedrige bzw. nicht vorhandene Korrelation von Adrenalin und Noradrenalin mit dem Quotienten SD1/SD2 in dieser Untersuchung, welche bei einem direkten Zusammenhang zu erwarten gewesen wäre. Möglicherweise spiegelt der Quotient nicht nur die sympathische Aktivität wider, sondern beinhaltet auch vagale Informationen (7). Desweiteren konnten Guzik et al. einen Abfall von SD2 bei steigender Atemfrequenz darstellen, wohingegen SD1 nicht von der Atemfrequenz beeinflusst wurde (15). Somit könnte der Anstieg des Parameters SD1/SD2 nach Übertreten der IANS zusätzlich auf die Abnahme von SD2 bei steigender Atemfrequenz zurückzuführen sein.
Der für die anderen HRV Parameter deutlichere Zusammenhang der HRV mit der sympathoadrenergen Aktivität wird durch die Feststellung unterstützt, dass es durch eine zentrale Sympathikusblockade zu einer Reduktion der HRV kommt (12). Andere Autoren gehen ebenso von einer vermehrten Aktivierung der sympathischen Aktivität im Bereich der individuellen anaeroben Schwelle aus (26).
Der zu beobachtende Zusammenhang der Laktat- und Katecholaminkonzentration konnte auch in anderen Studien aufgezeigt werden (26, 30). Dabei wird das Ansteigen der Katecholaminkonzentration auf eine Aktivierung der intramuskulären Glykolyse zurückgeführt und die vasokonstrikorische Wirkung für den Anstieg der Latkatkonzentration verantwortlich gemacht (26).
Neben den dargestellten Zusammenhängen der Kreislaufparameter konnte mit Hilfe der HRV eine Bestimmung der IAS durchgeführt werden. Bei der Betrachtung der Bland Altman Plots wird deutlich, dass mit Ausnahme des Quotienten SD1/SD2 alle Parameter zur Bestimmung der IAS geeignet sind. Insbesondere mit dem Parameter SD2 sowie dem Parameter der Zeitbereichsanalyse SDNN gelang eine präzise Bestimmung der IAS. Die Bestimmung der IAS mittels Parametern des PCP, wie im Rahmen dieser Studie erfolgt, ist den Autoren nicht bekannt. Die meisten Studiengruppen konnten Übereinstimmungen von frequenzbasiert bestimmten HRV Schwellen und ventilatorischen Schwellen feststellen (2, 5, 10, 19). Die präzise Bestimmung der IAS mittels der HRV im Rahmen dieser Studie ist bemerkenswert, wenn man die Abweichungen bisheriger Auswertungsmethoden für Laktattests zum Vergleich heranzieht (6, 16, 24). Kritisch zu bemerken ist, dass bei einigen Probanden für einzelne PCP Parameter keine Schwellenbestimmung möglich war. Unklar bleibt, ob dies auf externe Störungen (21) oder interne physiologische noch unbekannte Faktoren zurückzuführen ist. Eine Fehlerquelle bei der Schwellenbestimmung ergibt sich aus der visuellen Bestimmung der HRV-Schwellen, die stark untersucherabhängig ist. In weiteren Studien sollte nach Möglichkeiten der Objektivierung der Schwellenbestimmung gesucht werden. Die hier erstmals genutzte Methode und die dargestellten Zusammenhänge sollten in einem größeren bzw. spezifischeren Probandenkollektiv wie z.B. unterschiedlich trainierte und erkrankte Personen überprüft werden. Ebenso sollten in weiteren Studien die hier dargestellten Sachverhalte auf mögliche geschlechtsspezifische Unterschiede hin untersucht werden.
Schlussfolgerung
Es lässt sich anhand der vorliegenden Daten feststellen, dass mittels der HRV eine Bestimmung der IAS möglich ist und dass sich über die Ermittlung der HRV eine Aussage über den Aktivitätszustandes des vagalen wie auch des sympathischen Anteils des vegetativen Nervensystems treffen lässt. Dies ermöglicht zum einen eine gute Belastungssteuerung im Training von Sportlern sowie eine Verbesserung der Trainingssteuerung kardial gefährdeter Patienten, bei denen eine potentiell gefährliche überhöhte sympathische Aktivität unbedingt zu vermeiden ist (26). Die Ermittlung der HRV im Rahmen eines Stufentests bietet somit einen Zusatz bzw. eine Alternative zur invasiven Laktatdiagnostik und die Möglichkeit, den Funktionszustand des sympathoadrenergen Systems zu ermitteln. Durch die gemeinsame Betrachtung der leistungsdiagnostischen Parameter kann in Zukunft eine bessere Trainingssteuerung möglich sein.
Die Studie wurde finanziell durch die cardioscan GmbH, Hamburg unterstützt.
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Tobias Schmidt
Universität Hamburg
Abt. Sport- und Bewegungsmedizin
Turmweg 2
20148 Hamburg
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